10 Dezember 2007

SKYLINE

Die temporäre Zeltsiedlung stand im November 2006 auf dem nördlichen Teil des Skulpturenparks Berlin. Alle Zelte sind maßstabsgetreue Nachbauten der Dächer und Spitzen bekannter internationaler Hochhäuser aus Deutschland und Nordamerika und simulieren eine „Skyline“. Sie sind zwischen einem und sechs Meter hoch und scheinen aus dem Boden zu wachsen. Typische Merkmale von Zelten wie Eingänge, Fenster, Dächer, Verspannungsseile und Dreckschürzen befinden sich in einem nachvollziehbaren Verhältnis zu Form und Größe der Objekte, und suggerieren somit einen realen, nutzbaren Campingplatz. Die Arbeit wirft einen ironischen Blick auf die städtebauliche Aktivität einer bestehenden oder werdenden Metropole. Im Hinblick auf die besondere Situation Berlins, das unter dem Druck steht, Vergleiche mit anderen Weltstädten wie Paris, London oder New York aushalten zu müssen, entsteht eine besondere Dynamik.


Auf der einen Seite muß das städtebauliche Profil den Anforderungen internationaler Metropolen-Architektur standhalten, auf der anderen Seite stehen die ökonomischen Interessen der Investoren. An diesem Punkt stellt sich die Frage, wem der verbleibende öffentliche Raum eigentlich gehört und wie er genutzt wird. Campingzelte im öffentlichen Raum erscheinen als suspekte Objekte einer temporären Inanspruchnahme. Sie schüren die Angst vor parasitärem Siedeln und stören die ästhetische Vorstellung lokaler Verschönerungs- und Modernisierungsplanungen. In einem formalen Mix aus den Identitäten Skyline und Camping wird die Installation als skurriler Hybrid vor Ort ihrem hilflosen Dasein überlassen.

Markus Lohmann (*1970) aus Hamburg
Michael Böhler (*1972) aus Frankfurt